Nur niedergeschlagen, Winterblues, Winterdepression oder waschechte Depression? Erfahren Sie es im MeDi-Guide Ratgeber der Blomenburg Privatklinik.
Düstere Zeiten – die Winterdepression
Wann wird es endlich wieder hell?

Die Sonne strahlt und unser Gemüt gleich mit. Die Tage sind lang und draußen ist es warm, wir sind energiegeladen und unternehmungslustig. Die Erfahrung, dass das Wetter einen Einfluss auf unsere Stimmung hat, haben bestimmt die meisten von uns schon einmal gemacht. Passend zum Wetter kommen uns schlagartig Ideen in den Kopf: Die Sonne lädt zum Seebesuch ein, während der trübe Regentag eher zu einem kuscheligen Abend auf der Couch verleitet.

 

Doch gerade die dunkle Jahreszeit verbinden viele mit eher unerwünschten Gemütszuständen wie Erschöpfung, Müdigkeit und Niedergeschlagenheit. Jahreszeitliche Schwankungen der Stimmung sind eher normal und nicht sofort etwas Pathologisches.  Bei einigen Menschen geht es allerdings so weit, dass sie über die Wintermonate mit depressiven Verstimmungen zu kämpfen haben und extrem darunter leiden. Das Phänomen ist als sogenannte Winterdepression bekannt. Was genau steckt dahinter?

Winterdepression, Winterblues oder waschechte Depression? Im MeDi-Guide Ratgeber erfahren Sie es.
Saisonal abhängige Depression

Im klinischen Kontext spricht man von einer saisonal abhängigen Depression (SAD), wenn die depressiven Episoden überwiegend in einer bestimmten Saison vorliegen. Die Symptome treten zum Beispiel mit Beginn des Herbstes auf und enden gegen Frühlingsanfang.

Was kennzeichnet eine Winterdepression?

Die saisonal abhängige Depression ist in den gängigen Klassifikationssystemen psychischer Störungen kein separates Störungsbild. Anhand bestimmter Kriterien wird lediglich der Verlauf der depressiven Episoden ausdifferenziert. So sind das Auftreten und Verschwinden der Symptome klar auf eine bestimmte Saison zurückzuführen. In der Zwischenzeit dürfen keine (bezogen auf die letzten zwei Jahre) oder im Verlauf des Lebens deutlich weniger saisonunabhängigen Episoden vorgelegen haben.

Eine Winterdepression erkennen

Die Symptome einer saisonal abhängigen Depression in den Herbst- und Wintermonaten ähneln zum Teil den Anzeichen einer „normalen“ unipolaren Depression. Geprägt ist dieses Störungsbild von mangelndem Antrieb, Niedergeschlagenheit, einem Verlust an Interesse und Freude, Hoffnungslosigkeit und Selbstwertzweifeln. Eine Depression hat bei vielen Betroffenen ebenfalls Auswirkungen auf den Schlaf und das Essverhalten.

 

Für eine Winterdepression sind ein vermehrtes Schlafbedürfnis (Hypersomnie), gesteigerter Appetit und eine Gewichtszunahme typisch, wohingegen Depressionen an sich auch mit Schlafmangel, Appetitverlust und Gewichtsabnahme einhergehen.

Winterblues oder Winterdepression?

Trägheit, Müdigkeit und schlechte Stimmung in der dunklen Jahreszeit sind allein noch kein Zeichen für eine Winterdepression. Natürlich bevorzugen wir gute Laune gegenüber einer schlechten, aber es ist ganz normal, nicht jeden Tag mit einem Strahlen im Gesicht durch die Gegend zu laufen. Ernüchternd und beruhigend zugleich: Sich, gerade in den Wintermonaten, energieloser und niedergeschlagener zu fühlen, als es sonst der Fall ist, gehört bei vielen für ein paar Tage oder Wochen dazu.

Im Gegensatz zu einer Winterdepression sind die Symptome bei einem Winterblues weniger stark ausgeprägt, nicht zwangsläufig wiederkehrend und können bereits im Verlauf eines Tages oder einer Woche verschwinden. Erleben Sie die oben genannten Symptome jedoch wiederkehrend und mehrere Wochen am Stück und haben aufgrund dessen einen starken Leidensdruck, sollten und dürfen Sie dies selbstverständlich ärztlich oder therapeutisch abklären lassen!

Ursachen Winterdepression

In unseren Beiträgen zu Schlafstörungen oder auch dem Morgentief einer Depression haben wir bereits über die innere Uhr oder den Schlaf-Wach-Rhythmus berichtet. Die innere Uhr wird maßgeblich durch das Tageslicht gesteuert und hat einen Einfluss auf die Produktion von Hormonen und Neurotransmittern. Licht hemmt beispielsweise die Produktion des Neurotransmitters Melatonin, dessen Ausschüttung müde macht und den Schlaf einleitet. Im Winter sind die Tage kürzer, weshalb es vermehrt zu einer Ausschüttung des Schlafhormons kommt.

 

Weitere Ansätze gehen davon aus, dass Patient:innen mit einer SAD einen gestörten Serotoninstoffwechsel aufweisen, was sich ebenfalls auf die Stimmung auswirkt und sie sensibler auf den verschobenen Hell-Dunkel-Rhythmus reagieren. Allgemein ist jedoch zu beachten, dass die Ursachen von Depressionen sehr komplex sind und es um ein Zusammenspiel aus biologischen, genetischen und psychosozialen Faktoren handelt.

Winterdepression entgegenwirken

Frische Luft

Wenn Sie in der Vergangenheit mit depressiven Verstimmungen oder einem Winterblues zu tun hatten und befürchten, die dunkle Jahreszeit schlägt Ihnen die nächsten Jahre erneut aufs Gemüt, nutzen Sie diese Erkenntnis, um dem Ganzen ein bisschen entgegenzuwirken. Auch wenn es draußen trüb ist und die Sonne nicht scheint, registriert Ihr Körper das Tageslicht.

Versuchen Sie, ein paar Minuten vor die Tür zu kommen. Ein Spaziergang in der Mittagspause, mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder zwischendurch ein paar Atemzüge auf dem Balkon nehmen sind kleine, aber hilfreiche Schritte, um aufzutanken und lassen den Tag nicht ganz so düster erscheinen.

Tageslichtlampe

Bei Winterdepressionen, aber auch bei saisonal unabhängigen Depressionen oder Schlafstörungen wird, insbesondere im stationären Setting, Lichttherapie als Behandlungsbaustein angewandt. Hierbei wird Strahlung, die in etwa dem Sonnenlicht entspricht, aber ungefährlich für die Haut ist, genutzt, um den veränderten Tag-Nacht-Rhythmus zu beeinflussen. Ziel ist es, so die vermehrte Ausschüttung von Melatonin zu verhindern und den Serotoninspiegel anzuheben.

Es gibt Tageslichtlampen ebenfalls für den privaten Gebrauch. In der Regel sollen diese dann morgens für etwa 60 Minuten genutzt werden. Es ist allerdings ratsam, sich vorher mit dem zuständigen Arzt oder der zuständigen Ärztin abzusprechen und über den individuellen Nutzen zu informieren.

Bewegung & Ernährung

Winter bedeutet u.a. Weihnachtszeit und es ist natürlich vollkommen in Ordnung und verständlich, der ein oder anderen Nascherei nicht widerstehen zu können. Für die allgemeine körperliche und psychische Gesundheit ist es trotzdem wichtig, auf ausreichend Bewegung und eine ausgewogene Ernährung zu achten. Sport reduziert nachweislich Stress und sorgt für bessere Stimmung und auch eine gesunde Ernährung ist ein nicht zu unterschätzender Baustein für das Wohlbefinden. Verbinden lässt sich das Ganze ebenfalls: Bei einem kalten Winterspaziergang freut man sich im Anschluss doppelt auf den warmen Gemüseauflauf und den heißen Bratapfel.

Soziale Kontakte

Nässe, Kälte, Dunkelheit und auch die noch immer andauernde Corona-Pandemie erschweren den physischen Kontakt zu anderen. Wir alle wissen, wie schwer es fällt, sich beim Blick nach draußen im trüben Winter noch einmal aufzuraffen und das Haus zu verlassen. Für unser psychisches Wohlbefinden ist der Austausch mit anderen jedoch von zentraler Bedeutung.

Vielleicht haben Sie einen Freund oder eine Freundin, mit der Sie sich abwechselnd in regelmäßigen Abständen besuchen können. Auch am Wochenende gibt es viele sportliche oder kulturelle Angebote, die Sie wahrnehmen können. Manchmal sind es auch die kleinen Begegnungen im Alltag. Wenn Sie beispielsweise gerne backen, freut sich die Nachbarschaft bestimmt über selbstgemachte Kekse.

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Der MeDi-Guide Ratgeber der Blomenburg Privatklinik liefert Antworten auf die Frage "Was ist Psychotherapie?"
Hilfsangebote wahrnehmen

Zu wissen, dass es vielen Menschen in der dunklen Jahreszeit schlechter geht als sonst, kann tröstlich sein. Das heißt aber nicht, dass Ihr individuelles Schicksal weniger Bedeutung bekommt. Wenn Sie Ihre Leidensgrenze erreicht haben, dürfen Sie sich selbstverständlich professionelle Hilfe suchen. Niemand muss da alleine durch!