
Depressionen
Müdigkeit, Grübeln und ein Gefühl von Leere: Depressionen übermannen viele von uns. Doch auch wenn es oft hoffnungslos erscheint, ist eine effektive und zielgerichtete Behandlung möglich.

Bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen, die das Denken, Fühlen und Handeln einer betroffenen Person stark beeinträchtigen, ist es nicht verwunderlich, dass diese früher oder später Auswirkungen auf die Partnerschaft haben. Nicht von Depressionen betroffene Partner:innen befindet sich in einem gefühlsmäßigen Hin und Her aus Hilflosigkeit, Ungewissheit, Wut, Traurigkeit und dem gleichzeitigen Versuch, eine Konstante für den/die erkrankte:n Partner:in darzustellen, die Kraft und Sicherheit gibt.
Die Verunsicherung ist groß und auch die Angst, etwas falsch zu machen oder nicht die richtigen Worte zu finden. Eine Depression ist unsichtbar und für Angehörige, ja sogar für Betroffene selbst, manchmal schwer greifbar. Wie kann ich meine:n Partner:in unterstützen, ohne dabei selbst auf der Strecke zu bleiben? Welche Aufgaben kann ich mir aufladen und was liegt jenseits meiner Kompetenz und Zuständigkeit? Wann darf und sollte ich die Verantwortung an eine Fachkraft abgeben? Dieser Artikel gibt Ihnen vielleicht eine erste Hilfestellung.
Die Situation ist für alle Beteiligten herausfordernd. Eine Depression kommt selten von heute auf morgen und es würde an ein Wunder grenzen, würde sie innerhalb dieser Zeit wieder verschwinden. Haben Sie also Geduld mit Ihrem Gegenüber. Das ist sogar wörtlich zu verstehen, da motorische Verlangsamung ebenfalls ein Symptom der Depression darstellen kann.
Betroffene sind also weder faul noch egoistisch, noch befindet er oder sie sich freiwillig in diesem Zustand. Haben Sie aber vor allen Dingen Geduld mit sich selbst. Auch Sie dürfen verzweifeln, nicht weiterwissen und an Ihre Grenzen kommen. Das macht Sie nicht zu einem schlechten Menschen, sondern menschlich.
Wir wollen uns handlungsfähig fühlen, der Hilflosigkeit entkommen und schnelle Lösungsansätze liefern. Das ist nachvollziehbar und ein natürlicher Impuls, gerade, wenn wir unsere Liebsten leiden sehen. Bei Depressiven kann dieser Versuch allerdings nach hinten losgehen. Sie haben ohnehin mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Bekommen Betroffene die Ratschläge nicht umgesetzt, verschlimmern sich diese häufig:
„Ich schaffe gar nichts mehr und bin ein Nichtsnutz.“ Fragen Sie stattdessen, was die Person gerade braucht, geben Sie ihr das Gefühl, für sie da zu sein und sie ernst zu nehmen. Auch wenn Sie das Gesagte teilweise nicht nachvollziehen können, sprechen Sie dem Partner / der Partnerin die Depressionen nicht ab oder reden Sie diese klein.
Viele Angehörige fühlen sich schuldig, wenn Sie versuchen, dem eigenen Leben, unabhängig von der Partnerschaft, nachzugehen. Sie wollen die erkrankte Person dadurch nicht zusätzlich herunterziehen. Doch gerade in dieser Ausnahmesituation ist es besonders wichtig, die eigenen Akkus aufzuladen. Pflegen Sie Kontakte, behalten Sie Ihr Hobby bei und suchen sich gegebenenfalls selbst eine Möglichkeit, über die belastenden Umstände zu sprechen.
Partner:innen von Betroffenen bürden sich nicht selten die Rolle des Therapeuten oder der Therapeutin auf, doch das sollten weder Sie noch andere von Ihnen verlangen. Niemandem ist geholfen, auch nicht dem Partner oder der Partnerin, wenn Sie all Ihre Reserven verbrauchen und die Depressionen zu Ihrem Lebensmittelpunkt werden.
Wichtig ist, den erkrankten Partner / die Partnerin zu nichts zu drängen. Machen Sie stattdessen Angebote und bieten Ihre Hilfe an. Vielleicht gibt es Einkäufe zu erledigen oder Termine zu vereinbaren. Manchmal sind es Kleinigkeiten: Öffnen Sie das Fenster oder die Balkontür oder gehen Sie gemeinsam ein paar Schritte um den Block. Sofern noch keine professionelle Unterstützung vorhanden ist, begleiten Sie die betroffene Person zu einem Erstgespräch bei einem Arzt / einer Ärztin oder zu Therapeut:innen, denn auch hierfür fehlen manchmal Hoffnung und Antrieb. Sollte Suizidgefahr bestehen, zögern Sie bitte nicht, umgehend Hilfe zu holen!
Viele Angehörige haben mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Sie haben Sorge, für die Erkrankung (mit)verantwortlich zu sein oder nicht genug zu tun, um ihm oder ihr zu helfen. Machen Sie sich klar, dass eine Depression eine Krankheit ist, an der niemand die Schuld trägt.

Spitzt sich die Situation zu, treten vermehrt Konflikte auf und haben Sie als Paar den Eindruck, sich in einem Teufelskreis zu befinden, ist es ratsam, sich professionelle Hilfe zur Seite zu holen. Ein geschulter und wertfreier Blick von außen nimmt beiden Parteien den Druck, Depression und Beziehung ganz alleine bewerkstelligen zu müssen. Es ist wichtig, dass auch die Sorgen und Ängste der nicht-betroffenen Person ihren Raum bekommen. Sie haben als Paar nicht versagt, nur weil Sie sich externe Unterstützung suchen.
Die professionelle Unterstützung ist vielmehr ein Zeichen von Selbstfürsorge, dem Respektieren eigener Grenzen und dem Versuch, füreinander und nicht gegeneinander zu arbeiten